Gemeinsam für die Land- und Forstwirtschaft

Die Land- und Forstwirtschaft gehört zum primären Sektor, also demjenigen Teil der Gesamtwirtschaft, der sich mit der Urproduktion von Rohstoffen befasst. Aktuelle Aspekte der Versorgungssicherheit und des Klimaschutzes verdeutlichen, wie essenziell für unsere Gesellschaft und Wirtschaft ein grundsätzlicher Umstieg von fossilen Energien auf erneuerbare Energien ist. Der Energieeinsatz in der Land- und Forstwirtschaft verursacht pro Jahr CO2-Emissionen von rund 6 Mio. t. Zwei Drittel davon stammen aus der Verwendung von fossilen Kraftstoffen in land- und forstwirtschaftlichen Arbeitsmaschinen. Die in der Plattform „Erneuerbare Antriebsenergie für die Land- und Forstwirtschaft“ zusammengeschlossenen Unternehmen und Verbände sehen großen Handlungsbedarf und Potenzial, um mit dem land- und forstwirtschaftlichen Maschinenbestand und neuen Fahrzeugen kurz-, mittel- und langfristig Treibhausgasminderungen erreichen zu können.

Während für kleinere und leichtere Arbeiten die Geräte und Maschinen der Land- und Forstwirtschaft zunehmend elektrifiziert und weiterentwickelt werden können, besteht aktuell für mittlere und hohe Lastarbeiten keine Aussicht auf einen Umstieg auf E-Mobilität. Nachhaltige Biokraftstoffe (Biodiesel, Pflanzenöl, Biomethan etc.) und weitere erneuerbare Kraftstoffe bieten hier Lösungen für eine Umrüstung von Bestandsfahrzeugen und für Neuanschaffungen. Zudem können sowohl  der Strom aus erneuerbaren Energien als auch das Biomethan sowie die Pflanzenölkraftstoffe regional hergestellt werden, - vom Acker für den Acker! Mittelfristig kann auch die Wasserstofftechnologie Lösungen bieten, um Traktoren, Holzvollernter & Co. anzutreiben.

Der Einsatz von nachhaltigen Biokraftstoffen und erneuerbaren Antriebsenergien ist eine bewährte und sofort umsetzbare Maßnahme, um – wo eine Elektrifizierung aufgrund einer hohen Leistungsanforderung eben nicht möglich ist – fossilen Dieselkraftstoff zu ersetzen. Dadurch können jährlich bis zu 3 Mio. t CO2 eingespart werden, zudem werden die ökosensiblen Acker- und Waldböden aufgrund der biologischen Abbaubarkeit der Alternativen nicht gefährdet.

Vom Acker für den Acker

Der Kraftstoffverbrauch ist neben der Düngung und Tierhaltung einer der schwerwiegendsten THG-Emittenten in der Landwirtschaft. Jährlich werden 2 Milliarden Liter Dieselkraftstoff in der Maschinerie der L u F verfahren und sorgen damit für 5,4 Mio. t CO2-Äquivalent („well to wheel“), bzw. 4,3 Mio. t CO2-Äquivalent („tank-to-wheel“), anrechenbar auf die THG-Einsparungsverpflichtung im Sektor Landwirtschaft. Damit trägt der Kraftstoffverbrauch zu ca. 7 % zu den gesamten THG-Emissionen in der Landwirtschaft bei.

Nun scheinen 7 % im ersten Moment nicht viel, aber nüchtern betrachtet ist das realistische Einsparpotenzial in vielen anderen Bereichen dieses Sektors sehr begrenzt. Zudem werden in zahlreichen anderen Bereichen ohnehin die anvisierten THG-Minderungsziele verfehlt werden, während sich die klimatische Situation weiterhin zuspitzt. Aus diesem Grund engagiert sich die Plattform Erneuerbare Antriebsenergie für die Land- und Forstwirtschaft“ seit ihrer Gründung 2016 für die Nutzung der jeweils adäquaten Antriebstechnologie entsprechend dem Last-Leistungs-Profil.


Der Einsatz erneuerbarer Antriebsenergie in der Land- und Forstwirtschaft

Biokraftstoffe1 bzw. die Elektrifizierung von Hofladern & Co. sind der erste und vor allem aktuell mengenwirksamste Schritt hin zu einer erforderlichen Diversifizierung und Dekarbonisierung der Kraftstoffversorgung in land- und forstwirtschaftlichen Betrieben.

Auch die Landmaschinenindustrie hat aufgrund der eingegangenen Selbstverpflichtung der Branche, aber auch wegen der künftigen EU-Flottenvorgabe, ein großes Interesse an der Reduktion des THG-Ausstoßes land- und forstwirtschaftlicher Maschinen. Somit entsteht sowohl für die Landwirtschaft als auch für die Landmaschinenindustrie eine „Win-Win-Situation“.
Voraussetzung ist eine flächendeckende Zunahme des Einsatzes von Biokraftstoffen in der Land- und Forstwirtschaft im Rahmen einer ausgewogenen Fruchtfolge.

Neue technische Entwicklungen ermöglichen gegenwärtig den Einsatz von Biokraftstoffen in herkömmlichen Traktoren und Maschinen der Land- und Forstwirtschaft. Dadurch wird es möglich, dass regional hergestellte Biokraftstoffe im land- und forstwirtschaftlichen Fuhrpark eingesetzt werden können. Dazu ist es jedoch notwendig, dass die Serienmotoren entweder durch ein Umrüstsystem auf den Biokraftstoffbetrieb angepasst werden oder dass, wie z.B. von Landtechnik- bzw. Traktorherstellern bereits teilweise realisiert, ein serienmäßiges Neufahrzeug für den Betrieb mit Biokraftstoffen angeboten wird.

Um den Umwelt- und Maschinenschutz aber auch zu gewähren, ist neben einer funktionierenden Technik auch die Biokraftstoffproduktion gemäß den entsprechenden Qualitätsanforderungen zu beachten. Dies ist sowohl für den Biokraftstoffproduzenten als auch für den Fahrzeugbesitzer von Bedeutung.

Die Plattform steht dabei allen interessierten Kreisen zur Beteiligung und Mitwirkung offen.


1 Biokraftstoffe im Fokus dieser Branchenplattform sind Biodiesel DIN EN 14214, Rapsölkraftstoff DIN 51605, Pflanzenölkraftstoff DIN 51623 sowie Biomethan Kraftstoff – CNG – DIN EN 16723-2:2017-10