Fachlicher Austausch zwischen Politik, Wissenschaft und Landwirtschaft zum Thema „Grüne Power auf dem Acker: Alternative Antriebe in der Landwirtschaft“ auf der Grünen Woche 2024

Unweit des Standes der Plattform „Erneuerbare Antriebsenergie für die Land- und Forstwirtschaft“ fand im Rahmen der Grünen Woche auf der Bühne des Forums Moderne Landwirtschaft eine Talkrunde zu Potenzialen und Hürden von erneuerbaren Antriebsenergien für die Landwirtschaft statt. 

Am Mittwoch, 24. Januar 2024, nahmen Olaf Schäfer, Unterabteilungsleiter im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Dr. Edgar Remmele, Leiter Abteilung Erneuerbare Kraftstoffe und Materialien und stellvertretener Leiter des Technologie- und Förderzentrums im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe Straubing (TFZ), und Daniel Königs, Geschäftsführender Gesellschafter Königs Pflanzenenergie GmbH & Co.KG,  Stellung zu Fragen von erneuerbaren Antriebsenergien in der Landwirtschaft. Durch die unterschiedlichen Perspektiven konnte einerseits der aktuelle Stand hinsichtlich der Marktreife und Umsetzbarkeit der Technologieoptionen skizziert, andererseits auch die zu behebenden Hemmnisse beleuchtet werden.

Die verfügbaren oder zumindest marktreifen Lösungsansätze reichen von elektrischem Strom bis zur Verwendung flüssiger und gasförmiger Kraftstoffe. Die Wahl des Antriebssystems hängt von den Tätigkeitsanforderungen sowie von betrieblichen Rahmenbedingungen ab. Während für Stallarbeiten und periodische oder hofnahe Arbeiten eine Elektrifizierung durchaus Sinn macht, wäre das Gewicht der Batterie für Arbeitsmaschinen im oberen Leistungsbereich viel zu hoch und daher beispielsweise hinsichtlich Bodendruck kontraproduktiv. Für den Betrieb von Maschinen im mittleren und hohen Leistungsbereich braucht es daher gasförmige oder flüssige Kraftstoffe mit einer höheren Energiedichte.

Besonders die Landwirtschaft, konstatierte Dr. Edgar Remmele, habe die Möglichkeit, selbst Produzent der erforderlichen erneuerbaren Kraftstoffe und des erneuerbaren Stroms, z.B. durch die betriebliche Photovoltaik-Anlage, zu sein. Er betonte, dass sich Deutschland zu der Einhaltung der internationalen THG-Minderungsziele verpflichtet habe. Die nationalen Ziele für den Sektor Landwirtschaft seien im Klimaschutzgesetz festgelegt. Zudem liege es im ureigensten Interesse der Landwirtschaft, dem Klimawandel entgegenzutreten um dadurch die Wirtschaftsgrundlage der Landwirtinnen und Landwirte zu erhalten. Der Umstellungsprozess des land- und forstwirtschaftlichen Maschinenparks müsse aber strategisch, planbar, verlässlich und schrittweise sowie unter Einbindung aller Beteiligten stattfinden. Begleitende Maßnahmen, wie die Bepreisung der CO2-Emissionen, würden zudem dafür sorgen, dass fossile Energie perspektivisch immer teurer werde, wodurch die Attraktivität der erneuerbaren Alternativen gesteigert werde.

Daniel Königs betonte, dass es für eine gelungene Umstellung ausgesprochen essenziell ist, dass die lokalen und regionalen Werkstätten durch die Landtechnik-Unternehmen entsprechend geschult werden.  Für besonders wichtig hält er zudem die Implementierung von Förderungen der erforderlichen Infrastruktur, wie z.B. Hoftankstellen, sowie eine schnellere und unbürokratische Abwicklung der Förderanträge. Allem voran sieht er aber einen Bedarf darin, die relevanten Gesetze zum einen auf Aktualität und Anpassungsbedarf zu prüfen, zum anderen aber eine Differenzierung einzuführen wie z.B. beim Blick auf die in den Gesetzen behandelten Kraftstoffarten. 

Für Olaf Schäfer ist der richtige Weg für die Energiewende in der Landwirtschaft der pragmatische. „Wir müssen nun dafür sorgen, dass das, was an vermeidlichen Emissionen bei der Herstellung von landwirtschaftlichen Produkten da ist, nach und nach abgebaut wird.“ Die Landwirtschaft, so betonte er, sei die einzige natürliche Wirtschaft, in der CO2-Speicherung zum Beispiel durch den Aufbau von Humus, den nachhaltigen Waldumbau oder die Wiedervernässung ehemals trockengelegter Moore möglich sind. Bei der Umstellung müsse aber im Sinne der Landwirtinnen und Landwirte für einen angemessenen Ausgleich zwischen ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit gesorgt werden. Die Betriebe dürfen keinesfalls mit der Transformation zu einer nachhaltigen Landwirtschaft allein gelassen werden. „Die Umstellung kann gelingen und wird gelingen, mit der Landwirtschaft und nicht gegen die Landwirtschaft und nur dann, wenn wir die ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit berücksichtigen.“

Sehen Sie hier die Aufnahme der gesamten Talkrunde