Steckbrief der Agra GmbH Frohndorf/Orlishausen

 

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Lage Sömmerda, Thüringen
Website www.agra-milch.de
Erneuerbare Energien Biomethangasanlage, PV-Anlage (1,5 MW Leisung)
Fläche 720 ha ökologisch bewirtschaftet, davon 125 ha Weideflächen
Tierhaltung Seit 2022 Milchkühe im Ökobetrieb

„Damit sich Biomethan flächendeckend in Deutschland und Europa durchsetzen kann, braucht es eine zuverlässige, langlebige Förderung vom Staat und stabile Rahmenbedingungen. Den Verbrennermotor per se zu verteufeln ist ein fatales Signal an die Branchen und die Gesellschaft, vielmehr muss das ganze Spektrum an Fossilalternativen für die diversen Nischen und Bereiche einen Platz auf dem Markt bekommen.“

Enrico Bergman, Produktionsleiter/ Projektmanager der Frohndorfer Landmilch GmbH


Mit dem Jahr 2022 endete nach 20 Jahren die EEG-Vergütung der Biogasanlage des Betriebes Agra GmbH Frohndorf /Orlishausen. Enrico Bergmann, der hier für das CNG-Projekt sowie für die Umstellung des Hofes auf Ökolandbau verantwortlich ist, machte sich dementsprechend früh Gedanken darüber, wie die Biogasanlage ab 2023 weiterhin wirtschaftlich lukrativ sein und in den Ökobetrieb Frohndorfer Landmilch integriert werden könnte,- abgesehen von der Stromerzeugung.

Ins Leben gerufen wurde schließlich ein Kooperationsprojekt zwischen Ohra Energie GmbH, die in Westthüringen rund 70 Orte mit Erdgas bzw. Flüssiggas sowie Strom und Wärme versorgt, und Frohndorfer Landmilch, die mit ihrem Betrieb und der hofeigenen Biogasanlage den Rohstoff für eine Biogasaufbereitungsanlage und das bereits vorhandene BHKW mit 3675 kWel Lstg liefert.

Biogasaufbereitungsanlage.jpgRund 1,2 Mio. € mussten für die Bioagasaufbereitung samt Bio CNG Tankanlage in die Hand genommen werden, 250.000 € kamen aus EU- und Landesmitteln. Zudem unterstützte der Gesellschafter Boreas, ein Dresdner Windunternehmen, das Projekt. Das Resultat ist eine öffentlich zugängliche Tankstelle, wie sie im Buche steht – und dann wieder doch nicht. Dreh- und Angelpunkt der Aufbereitungsanlage sind nämlich die fünf Membranen, die das Methan bei einem Druck von 10 bar vom CO2 trennen, so der Technische Leiter der Ohra Energie GmbH, Volkmar Braune. Das gereinigte, geruchsneutrale Methan wird im Anschluss zunächst aus Sicherheitsgründen odoriert und dann unter einem Druck von 300 bar direkt in die Gasflaschen des Tanklagers komprimiert. Die gesamte Aufbereitungsanlage, ausgeschlossen der Kühlung, passt übrigens in einen 13,5 Meter langen Container.

Das restliche Gasgemisch aus Methan und Kohlenstoffdioxid hingegen kommt im thermischen Kreislauf der Biogasanlage zum Einsatz, wodurch seinerseits potenzielle Methanemissionen vermieden werden können.

Gasflaschen.jpgIn den Containern der momentan nur auf Bedarf produzierenden Biogasaufbereitungsanlage können maximal 500 kg Biomethan gespeichert werden. Der Biomethan-Traktoren (Methane Power von CNH) fasst in seinem Tank etwa 79 kg, was etwa dem Tagesbedarf im Normalbetrieb entspricht. Zwar ist die Tankstelle bereits offiziell gemeldet (u.a. auf www.gibgas.de), weshalb Volkmar Braune mit einem zunehmenden Interesse durch private PKW und LKW rechnet.
Jedoch ist seitens der Politik die Unterstützung dieser CO2 neutralen Antriebsart stark zurückgegangen, sodass die Hersteller gerade im PKW-Sektor verunsichert sind, ob diese „Verbrenner“ weiter politisch geduldet werden. Demnach bedarf es hier eines zeitnahen Umdenkens seitens der Politik.

Einstweilen will man künftig eventuell überschüssiges Biomethan in das Mitteldruck-Gasnetz der Sömmerdaer Energieversorgung GmbH einspeisen, um den Produktionsfluss kontinuierlich laufen lassen zu können.

Ein Vorbild für weitere Tankstellen

Das ausgeklügelte Konzept funktioniert tadellos: das Projekt, für welches vom Institut für Biogas, Kreislaufwirtschaft und Energie zuvor eine Machbarkeitsstudie gemacht worden war und welches auch seither von Dr. Frank Scholwin betreut wird, beweist erneut, wie sinnvoll und wichtig die dezentrale Herstellung von zukunftsfähigen Dieselalternativen ist. Und nicht nur das: Die CNG-Anlage kann laut Herrn Braune sogar ohne großen finanziellen Mehraufwand in zwei- oder gar dreifacher Dimension errichtet werden und somit ebenfalls zur dezentralen Versorgung mit der nahezu CO2-neutralen Dieselalternative beitragen.

Dr. Frank Scholwin ist zuversichtlich, dass bis 2023 zwischen 700 und 800 Biogasanlagen bundesweit in Produktion gehen, viele davon aufgrund der Viehhaltung vermutlich im Osten. Es braucht jedoch noch die richtigen politischen Rahmenbedingungen, damit das Biomethan nicht nur ins Gasnetz eingespeist wird, sondern auch als Kraftstoff zum Einsatz kommen darf.

Aus Mist Moneten machen

Die aktuelle Zusammensetzung des „Futters“ der Anlage besteht zu ca. 80 % aus Gülle, 10 % aus Mist , zu 8 % aus Maissilage und zu 2 % aus Anwelksilage, also fermentierten Gräsern und Kräutern. Die Einspeisevergütung umfasst dann den Fixpreis für das Rohbiogas plus den schwankenden Erlös durch die THG-Quote. Den Handel mit den Zertifikaten übernimmt Ohra Gas.


Tankvorgang_Enrico_klein.jpg

Vom Betrieb für den Betrieb: das vor Ort produzierte Bio-Methangas wird direkt an der hofeigenen Tankstelle in den CNH-Traktor getankt.

Kühe Frohndorfer Landmilch_klein.jpg

Die unermüdliche Quelle für die Biogasanlagen sind die Kühe der Frohndorfer Landmilch GmbH. In den Laufställen wird die Gülle gesammelt und der Anlage zugeführt.

2 Traktoren an Zapfsäule_klein.jpg

Der Einsatz der Traktoren sollte möglichst kurz unterbrochen werden. Um die Warteschlange zu verringern, wurden daher 2 Zapfsäulen eingerichtet.


logo_klein.pngAgra GmbH Frohndorf / Orlishausen

Sömmerdaer Straße 43, 99610 Sömmerda OT Frohndorf
https://www.agra-milch.de

Bildnachweise: Agra GmbH Frohndorf