Aus Pferdemist wird Biomethan-Kraftstoff -
Der Königs' Weg

Lage: Neuss, NRW
Konzept: Öffentlich zugängliche Tankstelle, Einspeisung ins Erdgasnetz und Nutzung im hofeigenen
Bio-CNH-Traktor
Verwendete Biomasse: Pferdemist, Silomais, Hühnermist, Gülle
Herkunft der Biomasse: Pferdegestüte im Umkreis von 5 Kilometer
Webseite: koenigs-biogas.de

„In erster Linie ist es [der Hintergedanke zum Bau der hofeigenen Biogastankstelle] der Umweltschutz,- und weil es auch cool ist, eine eigene Tankstelle zu haben. Es ist eines der großen Probleme bei der CNG-Technologie, dass wir dort relativ wenig Tankstellen in Deutschland haben. Nur davon zu reden, dass es ein Problem ist, löst das Problem ja nicht. Und deswegen haben wir uns dazu entschieden: Bauen wir doch einfach eine zusätzliche Tankstelle, um die Infrastruktur auszubauen“

Daniel Königs, Landwirt und Tankstellenbesitzer  
 
 

Willkommen auf dem Schelmrather Hof

Der Schelmrather Hof ist mit Daniel Königs inzwischen in der dritten Generation seiner Familie in Betrieb. Auf 110 Hektar werden aktuell Getreide, Zuckerrüben und Gemüse angebaut. Für den Bau einer Biogasanlage entschied sich Daniels Vater bereits im Jahr 2006 und konzipierte diese vorrangig für die Beschickung mit Silomais. Sie läuft mittlerweile nach mehreren Erweiterungen und Optimierungen mit beachtlichen 1.300 kW IMG_4099.jpgelektrischer Leistung und umfasst eine Aufbereitung, bei der das Biogas (CH4 und CO2) mittels einer Aminwäsche gereinigt wird. Dabei wird das CO2 abgetrennt und das Biomethan erreicht Erdgasqualität und kann ins Erdgasnetz eingespeist werden. Seit Anfang des Jahres 2023 wird es dafür sogar mittels eigener Gasleitung zur eigenen Tankstelle geleitet und dort zu BioCNG komprimiert.

Es war auch die Tank-Teller-Diskussion, die ihn zur Idee brachte, nach anderem Input für die Anlage zu suchen. „Warum zwangsläufig Anbaumasse nehmen, wenn es in der Region ohnehin Rohstoffe dafür gibt, die bereits vorhanden sind?“. Nach kurzer Recherche stellte Daniel Königs fest, dass im Umkreis von ca. 5 Kilometer etwa 1.000 Pferde gehalten wurden. Je nach Einstreumaterial fallen pro Pferd täglich 20 bis 40 kg Mist an, im Jahr kommt man auf etwa 15 Tonnen. Seither arbeitet er mit den Gestüten zusammen, der Betrieb stellt Container auf den Geländen ab, die beim Ausmisten beladen werden. Sobald sie voll sind, werden sie – selbstverständlich vom mit Biomethan betriebenen Traktor, einem New Holland T6.180, – gegen einen leeren ausgetauscht und zurück zum Hof gefahren. Kleine Störteile wie Nägel oder andere metallene Gegenstände werden am Ende eines Fließbandes vor der Zerkleinerungstechnik magnetisch entfernt. Dann werden die aufbereiteten Reststoffe kontinuierlich zur Nassfermentation zugegeben, mittels des Gärprozesses entsteht Biogas. Da die Biogasanlage bei ihrer Konzipierung auf Silomais ausgelegt war, müssen nun Wege gefunden werden, in welchem Verhältnis der deutlich trockenere Pferdemist die Anbaumasse maximal substituieren kann. Aktuell besteht das Einspeisematerial zu 60 % aus Pferdemist, 5 – 10 % Hühnermist und Gülle und der Rest aus Silomais.
 

Kraftstoffautarkie auf dem Hof der Königs‘

Biomethan, insbesondere sobald es komprimiert ist, ist bekanntermaßen eine hervorragende Dieselalternative. Daher lag es für Familie Königs auf der Hand, dass ein Biomethantraktor der Firma CNH angeschafft und eine Tankstelle an die Biogasanlage angeschlossen werden musste. Einer der größten Herausforderungen dabei war der bürokratische Aufwand, aber auch das hat sich gelohnt. Seit Eröffnung der Tankstelle erkennen immer mehr Kunden, ob Private oder Gewerbliche, die Vorteile dieses Kraftstoffs aus Pferdemist. Denn man ist nicht nur klimaneutral unterwegs, es werden Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft verhindert, im Prinzip CO2-negativ und damit klimapositiv!

Sei die Veränderung, die Du in der Welt sehen willst

IMG_2619.jpgDaniel Königs‘ Wunsch war es unter anderem, die Infrastruktur der Biomethangas-Tankstellen zu erweitern. Inzwischen gibt es in Nordrhein-Westfalen 45 Stellen, an denen die Dieselalternative bezogen werden kann. Damit sich die Technologie auf dem Markt durchsetzen kann, braucht es flächendeckend ausreichend, um der Kundschaft die Gewissheit gewähren zu können. Die Rohstoffe sind mit etwas Suche eigentlich überall vorhanden, vielleicht wird der eine oder die andere aber ermutigt, der Initiative und Kreativität Königs zu folgen,- und auch eine Tankstelle zu errichten.

Mehr Infos dazu erhalten Sie auf der Webseite von Königs Pflanzenenergie sowie auf www.gibgas.de. Fragen zum Methangastraktor beantwortet Ihnen gerne Klaus Senghaas, unser Ansprechpartner bei CNH (xynhf.fratunnf@pau.pbz).


Biomethantraktor im Einsatz

Der Biomethantraktor auf dem Hof der Königs' ist ein T6.180 Methane Power der Firma New Holland und hat einen 6-Zylinder-Motor mit 6,75 l Hubraum und 175 PS. Im Normalbetrieb läuft er mit 150 PS für 2-3 Stunden im Transport. Wenn aber zum kleinen Tank die vordere Tankerweiterung hinzugefügt wird, schafft der T6 auf dem Acker durchaus 5 bis 6 Stunden.

Eine aufwändige Abgas-Nachbehandlung ist bei übrigens nicht noötig, denn Feinstaub wird von CNG-Fahrzeugen nahezu gar nicht emittiert. Abgesehen vom Antrieb ist der T6.180 ein Standard-Traktor, welcher keine speziellen Getriebe- oder Hydraulikkomponenten benötigt.

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Gerne weisen wir an dieser Stelle auch auf die Pressemitteilung hin, die am 31.05.2023 auf unserer Seite veöffentlich wurde.

Verpassen Sie zudem nicht die kurze Reportage auf dem WDR-YouTube-Kanal „Lokalzeit Land.Schafft.“

 

Alle Bilder: © Königs Pflanzenenergie