
Niedersteinhof - Familie Moosmair
| Lage |
St. Leonhard im Passeiertal, |
| Betrieb |
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| Landwirtschaftl. genutzte Fläche | 16 Hektar |
| Erneuerbare Energien |
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„Die Energie aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen,
ist ein bedeutender, zukunftsweisender Schritt für einen landwirtschaftlichen Betrieb.
Nicht minder wichtig ist es, ein an den Hof angepasstes Energiemanagementsystem zu implementieren. Denn die gespeicherte,
selbst gewonnene Energie ist immer günstiger als die aus dem Netz.“
Walter Moosmair
Landwirt
Landwirt aus Leidenschaft
Der Landwirtschaft gegenüber sollte grundsätzlich Respekt gezollt werden. Es gibt jedoch Landwirtinnen und Landwirte, bei denen man aus der Bewunderung kaum rauskommt und die, wenn man sich mit ihnen unterhält, fast die Lust in einem selbst schüren, die Heugabel in die Hand zu nehmen und dem aktuellen Lebensstil „Lebwohl!“ zu sagen.
Walter Moosmair, Bauer im südtirolischen Passeier, ist so eine Persönlichkeit: Mit Kreativität, klugem Verstand, Herz und einer faszinierenden Ausdauer leitet er mit seiner Frau Caroline den Niedersteinhof auf 900 Metern Höhe. Umgeben ist der Bio-Hof von sechs Hektar Wiesen, auf denen 20 Pustertaler Sprinzen, eine seltene, vom Aussterben bedrohte Kuhrasse, in Mutterkuhhaltung grasen dürfen. Die Kälber werden ausschließlich auf dem Hof großgezogen und erst im ausgewachsenen Alter auf möglichst ethische Weise geschlachtet. Ein weiterer Beweis des geschlossenen Kreislaufs, auf den das Ehepaar Moosmair so viel Wert legt.
Gut 1000 Höhenmeter den Berg hinauf gehören weitere 10 Hektar Almwiesen zum Hof. So weit, so gut, ein „normaler“ Bergbauer, möchte man meinen.
„Wir Bergbauern können nicht in Masse produzieren.
Aber wir können Qualität herstellen und unseren Produkten
eine Emotion geben.“
Walter Moosmair
Landwirt
Wenn Visionen Taten werden
Doch weit gefehlt, denn Walter Moosmair hat schon früh erkannt, dass Energieautarkie
nicht nur machbar, sondern auch ökologisch wie ökonomisch sinnvoll ist. So stattete er im Laufe der vergangenen Jahre seinen Betrieb mit einer Photovoltaik-Anlage mit rund 66,5 kWp, einer Wärmepumpe und einem 600-Watt-Windrad am Hof aus. Die Paneelen auf dem Carport sind dabei übrigens zweiter Hand.
Gewonnen werden mit den diversen Quellen jährlich rund 65.000 kWh Strom, die dank eines ausgeklügelten, für Moosmair unerlässlichen Energiemanagements das Haus, den landwirtschaftlichen Betrieb, Fahrzeuge und die Ferienwohnungen versorgen. Die zweite Hälfte wird ins öffentliche Netz eingespeist. Ein Paradebeispiel für kleinere Höfe also.
„Was wir hier machen, geht nur, weil ich meine Frau an der Seite
und wir ein gutes Team haben.“
Walter Moosmair
Landwirt
Mit Erfindergeist zu erneuerbaren Antriebsenergien
Vor rund 10 Jahren begann Moosmair mit der Elektrifizierung einer kleinen Mähmaschine, eine BCS des Jahrgangs 1978, nachdem der Heuschieber bereits drei Jahre zuvor auf Elektro umgerüstet worden war und seither problemlos lief,- mit Saft vom eigenen Dach.
Beim Konzipieren und Entwickeln half ihm stets ein versierter Freund, ohne dessen Hilfe, wie der gelernte Maschinenschlosser immer wieder betont, er das bestimmt nicht (so schnell so erfolgreich) geschafft hätte. Auch auf andere Köpfe und Hände aus der Nachbarschaft durfte er sich verlassen. In zahlreichen Entwicklungsschritten kamen die Tüftler mit bewundernswertem Durchhaltevermögen zum verdienten Erfolg:
Seit 2024 wird das Heu nicht nur mit dem elektrischen Heuschieber an Ort und Stelle gebracht, sondern zuvor mit dem eMäher emissions- und quasi geräuschfrei gemäht. Selbst die teils beachtlichen Höhenunterschiede auf den Bergwiesen lassen sich mit den elektrisch angetriebenen Maschinen bewältigen. Die Akkus werden nachmittags mittels der PV-Anlage wieder aufgeladen.
Apropos Akku, auch darauf muss man erstmal kommen: Moosmair lebt, wie erwähnt, für geschlossene Kreisläufe. Daher erschien es ihm logisch bis unausweichlich, einen Akku aus einem Unfallauto in seine Mähmaschine zu verbauen. Upcycling könnte man das fast nennen! Zudem dient die Batterie als Notstromspeicher, sollten alle anderen Quellen auf einmal versagen.
Für diese zahlreichen Investitionen bekam Familie Moosmair keinerlei Förderung, doch die Amortisation war rasch erreicht und gewährt dem Hof nun eine absolute Energieautarkie, von einem kleinen Traktor im Dieselbetrieb mal abgesehen.
„Aus den Trümmern des Alten entsteht in Strahlen das Neue.“
Im ohnehin schon geschichtsträchtigen Jahr 2020 stellte das Leben Familie Moosmairs Resilienz auf einen besonderen Prüfstand: Das Bauernhaus wurde bei einem Großbrand schwer beschädigt. Diesem Verlust trotzend beschloss das Paar, auf den Strukturen und Grundlagen des ursprünglichen Hauses ein neues zu errichten. In enger Kooperation mit verschiedenen Firmen entstand dabei ein Gebäude, das äußerlich zwar seinem Vorgänger gleicht, dessen inneren Werte jedoch die familieneigene Philosophie widerspiegelt: Tapeten, Fliesen, Wandelemente und Dekoartikel wurden aus dem Heu und der Blumen ihrer Bergwiesen gewonnen, auf Verbundmaterialien wurde so gut es geht verzichtet. Früher gab es zwei Ferienappartements, heute dürfen sich in drei Wohnungen und zwei Zimmern Gäste an den kreativen Ideen erfreuen und im Duft von Zirbe und Heuwiesen schlafen.
Die Energie darf weiter fließen
Für diese unglaubliche Innovationskraft, diese Leidenschaft und das Engagement wurde Walter Moosmair heuer, im Oktober 2025, verdientermaßen mit dem 1. Platz des CERES-Awards in der Kategorie "Energielandwirt" ausgezeichnet. Überwältigt von dieser Kür hofft er vor allem, dass sich andere Bäuerinnen und Bauern dadurch ermutigt und inspiriert sehen, für ihre Betriebe ähnliche Maßnahmen zu ergreifen und damit die eigene Wertschöpfung auf eine andere Stufe zu heben.
Ein besonderes Anliegen ist es ihm dabei, nicht nur die Energie aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen, sondern auch entsprechende Speichermöglichkeiten und ein Energiemanagementsystem zu installieren. Denn insbesondere bei den volatilen Strom- und Gaspreisen wird es gerade in Zukunft entscheidend, dass man sich jederzeit auf die eigenen Ressourcen verlassen kann.
Währenddessen empfangen er und seine Frau - nebst Gästen in den Ferienwohnungen - Erntehelfer und freiweillige Hilfskräfte aus der ganzen Welt, die als „Woofer“ gegen Kost und Logis ihre Tatkraft zum Einsatz bringen und beim Weiterziehen nicht nur zahlreiche Erfahrungen und Eindrücke, sondern auch die Werte und die Vision vom Niedersteinhof im Gepäck wissen und in die Welt tragen dürfen.
© Timo Jaworr
Mehr Infos
www.niedersteinhof.it
www.bergwiesenheu.com
Instagram: www.instagram.com/niedersteinhof/
Facebook: www.facebook.com/walter.moosmair
CERES AWARD: https://www.ceresaward.de/


