Unimog 411 im privaten Waldeinsatz
Lage | Landkreis Kelheim, Bayern |
Betrieb | Forst |
Landwirtschaftl. genutzte Fläche | 15 Hektar |
Erneuerbare Energien |
|
„Die Verwendung von Alternativen Energieträgern in der Land- und Forstwirtschaft steht und fällt mit der Wirtschaftlichkeit.“
Hubert Maierhofer
Forstwirt
Der Unimog – Ein Traktor der besonderen Art
Albert Friedrich erfand nach dem zweiten Weltkrieg dieses universelle Fahrzeug. Zunächst entwickelten und produzierten die Gebr. Boehringer GmbH in Göppingen, ab 1951 dann Daimler-Benz den „Frontsitztraktor mit Allradantrieb“. Ursprünglich sollte das UNIversal-MOtor-Gerät vor allem in der Land- und Forstwirtschaft eingesetzt werden, inzwischen dient er auch bei Bohrarbeiten, im Militär sowie bei Kommunalen- oder Katastropheneinsätzen.
Basierend auf dem Modell 401 wurde ab 1956 der Unimog 411 gefertigt, beeindruckende 40 Tausend Exemplare rollten bis 1974 im Mercedes-Benz-Werk Gaggenau vom Band. Konzipiert als landwirtschaftlicher Geräteträger, Arbeitsmaschine und Traktor überzeugt er seine Fahrer durch eine außerordentliche Vielseitigkeit, vor allem bei Transportaufgaben und Robustheit für Generationen.
Seit 25 Jahren mit Biodiesel im Einsatz
Anfang der 90er Jahre schaffte sich Hubert Maierhofer, C.A.R.M.E.N. – Mitarbeiter im Bereich Biogas und Mobilität, einen Unimog 411 an: Baujahr 1966 mit 34 PS. Der 4 Zylinder Vorkammer-Dieselmotor findet sich auch in Autos, Booten und kleinen Arbeitsgeräten. Für den Waldeinsatz und Brennholztransport sollte ein zuverlässiges und strapazierfähiges Fahrzeug her. Der erworbene Unimog kam auf den Hof und verlangte erst einmal nach einigen Reparaturmaßnahmen.
Zu der damaligen Zeit war Biodiesel an nahezu jeder Tankstelle erhältlich, weshalb Maierhofer einige Anpassungen am Motor vornahm: Ausstattung mit flexiblen Kraftstoffleitungen, Reinigung des Kraftstoffsystems und Neulackierung des Tanks. Seit 25 Jahren läuft der Unimog 411 nun mit Biodiesel (EN 14214), zur damaligen Zeit noch beworben als Kraftstoff aus heimischen Ölpflanzen „Von der Region für die Region“.
Im Laufe der rund 700 Arbeitsstunden wurden bislang etwa 2.000 Liter Biodiesel verfahren. Im Winter gibt Maierhofer Diesel hinzu, um den Einfluss der niedrigen Temperaturen auf die Viskosität zu kompensieren. Im Sommer hingegen wurde der Biodiesel mit Rapsöl gestreckt.
Blick zurück und Blick nach vorn
Wie zufriedenstellend lief der Biodiesel-Betrieb? „Neben Schäden am Lack blieben Störungen aus. Auffällig ist der etwas ruhigere Motorlauf und die geringfügig reduzierte Motorleistung.“, so der Unimog-Besitzer. Den Motorölwechsel führt er nach spätestens drei Jahren oder 50 Betriebsstunden durch, so wie durchschnittlich bei Traktoren empfohlen. Eine Motorölverdünnung trete bei einem Vorkammerdiesel praktisch auch nicht auf. Die Abgastrübung bei Volllast ist deutlich geringer. Ein weiterer positiver Aspekt, gerade bei älteren Motorengenerationen ohne Partikelfilter und Katalysatoren.
Auch die Wartungsarbeiten halten sich im Rahmen: wie allgemein empfehlenswert wurden und werden der Kraftstofftank und die zur Bevorratung benutzten Kanister stets sauber und wasserfrei gehalten, dadurch ist auch die sogenannte Dieselpest kein Thema.
Hubert Maierhofer ist guter Hoffnung, dass sein Unimog ihm auch in den nächsten Jahrzehnten beim Waldeinsatz und Brennholztransport gute Dienste und viel Freude erweisen wird. Der Kraftstoff soll dabei so nachhaltig wie möglich sein.
„Für Dieselmaschinen existieren seit Jahren genormte und erprobte Biokraftstoffe - leider fehlt bisher ein langfristiger Rahmen, der die Landwirte in die Lage versetzt, den Umweltvorteil
nicht mit einem finanziellen Nachteil zu erkaufen. “
Hubert Maierhofer
Forstwirt
HVO statt Biodiesel?
Während in den ersten Jahren an den Tankstellen allerorts Biodiesel erhältlich war, ist der regelmäßige Bezug inzwischen schwieriger. An seiner Stelle findet man zunehmend HVO100, einen normierten paraffinischen Kraftstoff nach EN 15940. Auch diese Dieselalternative tankt Maierhofer nun und beobachtet dabei wie beim Biodiesel eine schwarzrauchreduzierende Wirkung im Vergleich zum fossilen Kraftstoff. Das Laufverhalten unterscheidet sich kaum, vom Biodieselbetrieb, jedoch bleibt bei HVO der typische Pommes-Geruch aus.
Obwohl HVO von den Motorenherstellern propagiert wird, hat der Kraftstoff dennoch ein Handikap im Vergleich zu Biodiesel: „Der Kraftstoff ist nicht mehr biologisch abbaubar und kommt auch nicht mehr aus der Region“, gibt Maierhofer zu bedenken.
Mehr Infos
LinkedIn Profil von Hubert Maierhofer